Feb. 3rd, 2010

smultron: (beere)
Ich schreibe das mal öffentlich, vielleicht hilft es wem, der auswandern will und es ergoogelt oder sowas... für Auswanderer eher erschreckend, könnte es alle, die davon nicht betroffen sind, seiner bürokratischen Schilderungen wegen eher erheitern... Frankreich ist so nah, und doch so... verkehrt *g*.

Dinge in Deutschland

Die Abmeldung (Mitte Dezember, als ich meine neue Adresse hatte) hat problemlos geklappt im Bürgerbüro. Man darf keinen Wohnsitz mehr in Deutschland haben, also habe ich meinen Zweitwohnsitz, der aus reiner Faulheit noch in Stuttgart war, auch abgemeldet. Der Zettel, den man bekommt, ist recht wichtig. Die 10 Kopien, die ich gemacht habe, sind fast alle weg.

Versicherungen muss man teils kündigen, teils nicht. Auslandskrankenversicherung hat eine Art Sonderkündigungsrecht, weil man die im Ausland gar nicht haben kann. Berufsunfähigkeitsversicherung kann man beibehalten. Da fällt mir ein, dass ich grad gar nicht mehr weiß, was mit meiner Haftpflicht ist... muss ich mal nachforschen. AOK läuft automatisch noch einen Monat weiter, nachdem man aufgehört hat zu arbeiten.

Die GEZ war sehr anständig. Habe das online heruntergeladene Formular ausgefüllt, mit Kopie der Abmeldebestätigung hingeschickt, und das ging ohne Probleme.

Telekom ist etwas schwieriger. Auch Kopie der Abmeldebestätigung hingeschickt. Brief bekommen, dass ich dann bitteschön 50% des Betrages zahlen soll, der bis Ende des Vertrags anfiele. Fand ich doof, als ich das aber nicht wollte, haben sie meinen Vertrag einfach weiterlaufen lassen und buchen immer noch weiter munter ab. Hotline ist auch nicht hilfreich. Es ist gut zu wissen, dass man die Hotline nicht wirklich aus dem Ausland anrufen kann. Man muss den Umweg über eine Auslandsnummer für Mehrweglösungen gehen (was immer das ist!) und sich weiterverbinden lassen. Genausowenig schickt die Telekom Briefe ins Ausland. Etwas nervig. Ich habe nun dieses Formular für die 50%-Zahlung ausgefüllt und nachträglich hingemailt (war so mit Hotline abgesprochen), mal schauen, ob sich da noch was tut... Ohne die 50%-Sache kommt man aus Telekomverträgen absolut nicht raus. Schade, dass einem das im T-Punk niemand sagt, aber nun gut. Man darf halt nicht alles glauben, was einem dort erzählt wird, wenn man es nicht schriftlich vorliegen hat.

Ganz unmöglich fand ich Vodafone. Mir wurde immer versichert, dass man bei Umzug ins Ausland kündigen könnte. Also Kündigung hingeschickt, Abmeldebestätigung beigelegt. Eine Bestätigung der Kündigung ohne Details kam per Brief. Dann ein Anruf aufs Handy: Warum wollen Sie denn zum nächsten Dezember kündigen? Na toll, ich will nicht im Dezember kündigen, sondern im Januar, und warum steht in meinem Brief. - Ja, den habe ich jetzt hier nicht vorliegen... gehen Sie doch in den Vodafone-Shop, da wird das nochmal hingefaxt, dann sollte das gehen. Nun gut, das habe ich versucht. Nichts tat sich. Rechnungen kamen (per SMS aufs Handy). Also nochmal Hotline angerufen. Ein absolut unverschämtes Weibsbild sagte mir, ja, das sei eine Kulanzentscheidung, ich hätte ja eine Adresse in Deutschland, und vor allem hätte ich mein Handy ja in Frankreich schon benutzt. WTF? Ich habe keine Adresse in Deutschland, ich habe nur keine Lust, für jeden Brief zur Post zu rennen und Nachporto zu bezahlen, also habe ich die Adresse meines Freundes für die Umleitung der Post angegeben. Und die Post hat wohl Vodafone diese Adresse mitgeteilt. (Diese Option kann man deaktivieren beim Erstellen der Umleitung, und offensichtlich ist das höchst ratsam!) Nunja, ich habe das alles erklärt und nochmal an Vodafone geschickt, und hoffe, dass sich das noch klärt. Wenn nicht, fände ich das echt schwach. Inzwischen ist das deutsche Handy auch aus, aber dazu später. Im übrigen kann man seine Adresse im Onlineportal von Vodafone NICHT in eine im Ausland liegende Adresse ändern. Äääääh ja. Die schicken da vermutlich dann auch keine Briefe hin *g*.

Strom und Wasser und sowas habe ich noch nicht bei den Stadtwerken abgemeldet, da meine Sachen noch in der alten Wohnung stehen (verpackt und reisefertig). Sollte aber kein Problem sein.

Dinge in Frankreich

Ich hatte mir das so schön vorgestellt: Ankommen am Montag, ein paar Tage Zeit, Dinge zu erledigen, und dann ab Donnerstag arbeiten. Wohnung habe ich über Allô Logement Temporaire für drei Monate möbliert gefunden. Der nette Leiter dieser Firma hat mich am Bahnhof abgeholt und zur Wohnung gebracht. Da die Vermieterin getroffen, und dieser Miete und Kaution in Bar gegeben. Dafür gibt es eine Quittung, die auch sehr, sehr wichtig ist.

Dann wollte ich ein Konto eröffnen. Ich war bei der BNP, für die ich auch noch ein Empfehlungsschreiben der Deutschen Bank hatte. Ich habe keine Ahnung, ob das nun was geholfen hat oder nicht, ich schätze aber eher nicht, denn ein "normales" Konto konnte ich nicht eröffnen, sondern nur so eine Art Kontopauschale. Oder so. Leider konnte die Angestellte mal überhaupt kein englisch, aber das ist hier ja normal, daran gewöhnt man sich. Man muss sich auch daran gewöhnen, dass man für jeden Mist zu genau dieser einen Bankfiliale, und idealerweise auch noch zu dem Mitarbeiter gehen muss, der das Konto eröffnet hat. Dafür hat man aber auch einen persönlichen Ansprechpartner bei Fragen.

Gut, sie konnte alle meine Daten aufnehmen und mir auch schon Kontonummer und Unterlagen geben. Sehr wichtig dabei sind so Zettelchen, "Relevé d'Identité Bancaire", auf denen die Kontodaten stehen, und die man allen Leuten geben muss, die die Bankdaten möchten, z.B. Arbeitgeber oder Handyvertragskerlchen oder Sozialversicherungsheinis. Im übrigen muss man hier bei allen Verträgen und so auf jeder Seite des Dokumentes seine Initialen vermerken und am Ende, bevor man unterschreibt, "lu et approuvé" oder eine ähnliche vorgegebene Formel in Handschrift hinschreiben. Die Adresse, die man angibt, muss verifiziert werden (obwohl ich meinen Mietvertrag dann nachgeliefert habe), und das geht erst, wenn man den Arbeitsvertrag auch noch hingebracht hat, den ich erst eine Woche später hatte. Ein Spaß! Zur Verifizierung wurde ein Zettel per Post an mich geschickt, aber ich musste zum Erhalt des Zettels zur Post gehen, um dort was zu unterschreiben, was wiederum zurück an die Bank ging. Dann konnte ich endlich, endlich, nach drei Wochen meine Bankkarte abholen, die schon seit Ewigkeiten dort lagerte. Diese, eine "carte bleue", sieht aus wie eine Kreditkarte, es wird aber direkt vom Konto abgebucht. Die PIN kam schon lange vorher per Post. Um die Karte zu aktivieren, muss man etwas Geld abheben. Gemeinerweise sind die Beträge, die man abheben oder damit bezahlen kann, ziemlich beschränkt. Um höhere zu bekommen, muss man eine neue Bankkarte beantragen, die auch "carte bleue" heißt, aber (in meinem Fall zumindest) grün ist. Das ging aber innerhalb von ein paar Tagen, und sie hat die selbe PIN. Ich warte noch auf mein Scheckheft (Schecks sind sehr beliebte Bank-Nachweise, werden aber auch gern zum zahlen im Supermarkt benutzt *argh*), und ich habe noch nicht herausgefunden, wie die Gebühren für verschiedene Dinge sind, früher scheint diese Bank da etwas seltsame Ideen gehabt zu haben, aber ich weiß nicht, ob das immer noch so ist.

Im großen und ganzen ist das Konto das wichtigste, was man hier braucht, denn es ist Vorraussetzung für vieles anderes. Zum Beispiel ein Handy. Die wollen beim Abschluss des Vertrags nämlich entweder einen Scheck oder die Bankkarte sehen. Ansonsten war das relativ problemlos. Der Vertrag (in meinem Fall bei Orange) läuft 12 oder 24 Monate, und verlängert sich danach automatisch, aber nur monatlich! Und man kann auch vorher kündigen, wenn man ins Ausland zieht. Diesmal hab ich nachgelesen!

Meinen Arbeitsvertrag bekam ich am dritten Arbeitstag, aber das ist ja arbeitgeberspezifisch. Den Vertrag braucht man auch häufig, wenn man eine Wohnung mieten möchte. Außerdem bekommt man vom Arbeitgeber einen Zettel, der irgendwie die Anstellung nachweist, und den man für die Sozialversicherung braucht. So, Ende des Monats bekam ich direkt Gehalt auf mein Konto, das hat wunderbar geklappt. In Frankreich werden wie in Deutschland alle möglichen Sachen von vornherein abzogen - nicht aber die Einkommenssteuer! Die muss, nach Aufforderung irgendwann später, dann noch extra bezahlt werden, was man natürlich vorher wissen sollte. Man muss also jeden Monat etwas beiseite legen. Es gibt noch ein paar andere komische Kosten, so eine Art "Wohnsteuer", aber da blicke ich noch nicht ganz durch.

Wichtig ist die erste Gehaltsabrechnung. Mit dieser kann man dann nämlich seine Sozialversicherungsnummer beantragen. Dazu muss man zum nächstgelegenen "Centre d'Assurance Maladie parisien" gehen, es gibt etwa eines pro Arrondissement. Man benötigt außer der Abrechnung noch den Arbeitsvertrag, einen dieser kleinen Bankzettel, den komischen Zettel des Arbeitgebers, dass man bei ihm angestellt ist, seinen Pass, und - das beste - eine französische Geburtsurkunde. Beim Standesamt in dem Ort, in dem man geboren ist, kann man eine internationale Geburtsurkunde beantragen. Ich hatte per Email nachgefragt, gleich Antwort bekommen, 12 Euro überwiesen, und ein paar Tage später hatte ich das Ding. Es wurde auch ohne Probleme hier akzeptiert. Das war heute. Nun dauert es 2-3 Wochen, bis man eine vorläufige Sozialversicherungsnummer bekommt, und wenn die dann noch irgendwas kompliziertes überprüft haben, bekommt man seine Versicherungskarte und endgültige Nummer. Wie das System genau funktioniert, muss ich noch herausfinden, ich glaube, man zahlt seine Arztrechnungen erstmal selbst und bekommt dann einen Großteil erstattet. Es gibt wohl Zusatzversicherungen, mit denen man mehr erstattet bekommt. Herrjeh! Vorsorgeuntersuchungen und sowas weiß ich noch nicht.

Zum Wohnung mieten in Paris kann ich noch nicht soviel sagen. Auf diversen Seiten kann man sich für einen Email-Alert eintragen lassen (pap.fr oder seloger.com z.B.). Dann muss man aber auch SOFORT anrufen, denn das kann alles sehr schnell gehen. Bei den Maklern, von denen es in jedem Arrondissement einige gibt, sind die Wohnungen auch oft schon weg, wenn sie noch im Internet stehen. Ich persönlich finde es einfacher, selbst hinzugehen, statt anzurufen, einfach weil ich viele Franzosen am Telefon noch sehr schlecht verstehe. Bisher habe ich Aussicht auf eine Wohnung im 3. Arrondissement über eine Agentur, wo die Mitarbeiterin sehr nett ist, aber der Vermieter unglaublich schwer zu erreichen. Obwohl er wohl an mir als Mieterin Interesse hat, zieht sich das jetzt schon zweieinhalb Wochen hin. Heute hatte ich einen privaten Vermieter noch an der Strippe, der sehr, sehr nett war (eine schöne Ausnahme!) und dessen Wohnung ich wohl diese Woche noch angucke. Man muss es einfach probieren und darf sich nicht entmutigen lassen.

Mal abgesehen von der seltsamen Wohnsteuer ist es hier notwendig, eine Art Hausratsversicherung abzuschließen, gegen Feuer-/Wasserschäden oder so. Geht nicht anders. Wo und wie weiß ich aber noch nicht. Mehr dazu, wenn ich was sicher gefunden habe.

Mhm, was fällt mir denn noch ein? Metro vielleicht. Es gibt eine Karte, den "passe Navigo", den man wöchentlich oder monatlich aufladen kann. Bringt man dem Arbeitgeber die Quittung, bekommt man knapp 50% des Preises erstattet, was sich bei fast 60 Euro im Monat durchaus lohnt. Es gibt zwei Sorten des Navigo. Eine kann jede Verkaufsstelle an der Metro ausstellen, kostet aber ein paar Euro, und man kann nichts machen, wenn man sie verliert. Die "bessere" Variante (meine Meinung) kann nur von manchen Verkaufsstellen ausgestellt werden, ich war z.B. an der Station Montparnasse Bienvenue. Die kostet nichts, es wird ein Bildchen gemacht, und bei Verlust kann man für ein paar Euro eine neue Karte bekommen. Man braucht einen Nachweis seiner Wohnung dafür, ich hatte meinen Mietvertrag dabei, und den Pass. Die Karte gilt für zwei Tarifzonen, in meinem Fall für 1&2, das sind die innersten.

Der Müll wird in meinem Haus in drei Sorten getrennt: Glas (entweder man hat eine Tonne, oder man muss was öffentliches suchen, hab ich noch nicht gefunden), verwertbar (Plastik, Papier, Metall, kleine Elektrogeräte, etc.) und Restmüll. Im Institut wird der nicht-chemische Müll GAR nicht getrennt. Das macht mich völlig wahnsinnig. Nunja.

Ich schreibe nochmal was, wenn mir mehr einfällt oder ich klüger geworden bin ;-)

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